1. Einleitung
Der Hausbau ist eines der größten finanziellen Projekte im Leben – da liegt der Gedanke nahe, durch Eigenleistung bares Geld zu sparen. Ob Streichen, Böden verlegen oder Wände dämmen: Viele Bauherren wollen selbst mit anpacken, um Kosten zu senken und sich aktiver am eigenen Zuhause zu beteiligen.
Doch nicht alles, was technisch möglich scheint, ist auch erlaubt – oder wirtschaftlich sinnvoll. Gesetzliche Vorschriften, Versicherungsfragen und fehlendes Fachwissen setzen der Selbstausführung klare Grenzen. Gleichzeitig gibt es Bereiche, in denen Eigenleistung problemlos funktioniert – und sich wirklich lohnt.
In diesem Beitrag erfährst du, welche Arbeiten du beim Hausbau selbst machen darfst, welche Risiken es gibt und wie du Eigenleistung richtig planst. Mit vielen Praxisbeispielen, Tipps zur Finanzierung und rechtlichen Hinweisen.
2. Was zählt als Eigenleistung?
Als Eigenleistung gelten alle Arbeiten auf der Baustelle, die du selbst oder mit Hilfe von Familie und Freunden übernimmst – also ohne den Einsatz professioneller Handwerksbetriebe. Ziel ist es, durch Muskelkraft und Zeiteinsatz Kosten zu sparen und einen Teil des Bauprojekts in Eigenregie zu stemmen.
Typische Beispiele für Eigenleistung
- Maler- und Tapezierarbeiten
- Bodenbeläge verlegen (Laminat, Vinyl, Fliesen)
- Innenputz, Spachtel- und Schleifarbeiten
- Dämmung im Dachgeschoss oder Keller
- Garten- und Pflasterarbeiten
- Trockenbau (z. B. Rigipswände)
Abgrenzung zu Facharbeiten
Arbeiten an Elektroinstallationen, Wasserleitungen, Gasanschlüssen oder tragenden Bauteilen dürfen in der Regel nur von zertifizierten Fachbetrieben ausgeführt werden. Diese Tätigkeiten sind gesetzlich geregelt und sicherheitsrelevant – hier endet die Möglichkeit zur Eigenleistung.
Im nächsten Abschnitt zeigen wir dir, welche Arbeiten sich besonders gut für handwerklich geschickte Bauherren eignen – und worauf du dabei achten solltest.
3. Welche Arbeiten sind für Laien geeignet?
Nicht jeder ist gelernter Handwerker – aber viele Hausbauer bringen handwerkliches Geschick, Motivation und Lernbereitschaft mit. Genau darauf zielen die typischen Eigenleistungen ab, die ohne spezielles Fachwissen oder aufwendige Werkzeuge ausgeführt werden können.
Diese Arbeiten eignen sich besonders gut:
- Maler- und Tapezierarbeiten: Wände streichen, Tapeten anbringen, Innenräume gestalten
- Bodenbeläge verlegen: Laminat, Klickvinyl, Teppich – bei entsprechender Vorbereitung problemlos machbar
- Dämmarbeiten: Zwischensparrendämmung oder Kellerdecken dämmen – mit Anleitung gut umsetzbar
- Trockenbau: Leichtbauwände aus Rigips aufstellen, einfache Raumaufteilungen schaffen
- Spachteln und Schleifen: Vorbereitung der Wände für weitere Arbeiten
- Außenarbeiten: Pflaster verlegen, Zaunbau, Garten anlegen
Wichtig ist, dass du realistisch einschätzt, wie viel Zeit, Kraft und Präzision jede Aufgabe erfordert. Auch vermeintlich einfache Arbeiten wie das Spachteln können schnell zur Belastung werden – besonders bei großen Flächen oder wenig Erfahrung.
Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche Arbeiten du auf keinen Fall selbst übernehmen solltest – und warum das gesetzlich so geregelt ist.
4. Was darfst du auf keinen Fall selbst machen?
So groß der Wunsch nach Eigenleistung auch ist – bei bestimmten Arbeiten sind die Grenzen klar gesetzt. Gesetzlich geschützte Gewerke und sicherheitsrelevante Aufgaben dürfen ausschließlich von qualifizierten Fachbetrieben ausgeführt werden. Verstöße können nicht nur gefährlich, sondern auch haftungs- und versicherungstechnisch problematisch sein.
Diese Arbeiten sind für Laien tabu:
- Elektroinstallationen: Nur Elektrofachbetriebe dürfen Stromanschlüsse, Unterverteilungen oder Sicherungskästen installieren
- Gas- und Wasserinstallationen: Eingriffe in die Gas- oder Trinkwasserleitungen dürfen nur zertifizierte Installateure vornehmen
- Arbeiten an der Statik: Tragende Wände entfernen, Stahlträger einziehen oder Decken durchbrechen erfordert eine fachgerechte Planung und Ausführung
- Heizungsanlagen anschließen: Heizkessel, Wärmepumpen oder Fußbodenheizungen dürfen nur von Fachfirmen installiert werden
Auch wenn Anleitungen im Internet leicht verfügbar sind, gilt: Laien dürfen keine Arbeiten ausführen, die Leib, Leben oder die Bausubstanz gefährden. Außerdem können Bauabnahmen verweigert oder Versicherungsleistungen gestrichen werden, wenn unsachgemäße Eigenleistungen nachgewiesen werden.
Im nächsten Abschnitt zeigen wir dir, wie du deine eigenen Fähigkeiten und Ressourcen realistisch einschätzt – und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.
5. Eigenleistung realistisch einschätzen
Eigenleistung spart Geld – aber nur, wenn sie gut geplant und korrekt ausgeführt wird. Viele Bauherren überschätzen sich, was Zeit, Kraft und Können betrifft. Eine realistische Selbsteinschätzung ist deshalb entscheidend, um Stress, Mehrkosten oder Bauschäden zu vermeiden.
Diese Fragen solltest du dir stellen:
- Wie viel handwerkliche Erfahrung habe ich wirklich?
- Habe ich ausreichend Zeit – auch neben Job und Familie?
- Welche Werkzeuge und Maschinen stehen mir zur Verfügung?
- Kann ich auf verlässliche Helfer zählen – und wie viele?
- Bin ich körperlich belastbar genug für harte Arbeiten?
Typische Fehler bei der Eigenleistung
- Unterschätzter Zeitaufwand: Mal eben 150 m² streichen dauert länger als gedacht
- Fehlendes Fachwissen: Fehler bei Dämmung, Abdichtung oder Untergründen rächen sich später
- Unkoordinierte Abläufe: Wenn Eigenleistung den Bauplan verzögert, entstehen Zusatzkosten
- Unzureichende Absicherung: Bauhelfer nicht angemeldet oder falsche Werkzeuge im Einsatz
Wer Eigenleistung professionell angeht, sollte vorher mit der Bauleitung sprechen, die Arbeiten abstimmen und klare Zeitfenster einplanen. Nur so bleibt der Bauzeitplan realistisch – und deine Eigenleistung wirklich ein Gewinn.
Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie sich Eigenleistung auf die Baufinanzierung auswirkt – und welche Nachweise Banken erwarten.
6. Wie wirkt sich Eigenleistung auf die Baufinanzierung aus?
Eigenleistungen werden von vielen Banken als sogenannter „Muskelhypothek“ anerkannt – also als Eigenkapitalersatz. Das kann deine Chancen auf eine Baufinanzierung verbessern oder bessere Konditionen ermöglichen. Aber: Die Eigenleistung muss glaubhaft und realistisch eingeschätzt werden.
Was Banken akzeptieren
- Typische Arbeiten: Malerarbeiten, Bodenverlegung, einfache Dämmung
- Belegbare Kosten: Banken akzeptieren meist 10.000 – 25.000 € als Eigenleistung – bei guter Planung und dokumentierter Ausführung
- Nachweise: Materialrechnungen, Bauzeitenpläne, Fotos und Selbstauskünfte über handwerkliche Fähigkeiten
Wichtige Hinweise
- Die Eigenleistung muss im Finanzierungsplan detailliert aufgeführt werden
- Unrealistische Eigenleistungen (z. B. komplette Haustechnik) werden abgelehnt
- Fehlende oder schlecht geplante Eigenleistungen können den Bau verzögern und Zusatzkosten verursachen
Eine ehrliche Kalkulation und offene Kommunikation mit der Bank sind entscheidend. Manche Banken lassen Eigenleistung extern bewerten oder fordern zusätzliche Sicherheiten.
Im nächsten Abschnitt erklären wir dir, welche rechtlichen und versicherungstechnischen Aspekte du bei Eigenleistung beachten musst – besonders wenn du mit Helfern arbeitest.
7. Rechtliche & versicherungstechnische Aspekte
Wer beim Hausbau selbst Hand anlegt, übernimmt Verantwortung – auch rechtlich. Besonders wenn Freunde, Familie oder Nachbarn helfen, müssen bestimmte gesetzliche Vorschriften und Versicherungen beachtet werden. Sonst kann ein Unfall schnell zur Kostenfalle werden.
Pflichten als Bauherr bei Eigenleistung
- Verkehrssicherungspflicht: Du musst die Baustelle absichern – z. B. gegen Stolperfallen, Einsturzgefahr, unbefugten Zutritt
- Schutzmaßnahmen: Bei Höhenarbeiten, elektrischen Geräten oder Chemikalien gelten Arbeitsschutzregeln
Helfer korrekt anmelden und versichern
- Bauhelferversicherung: Pflicht bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) – auch für unentgeltliche Helfer
- Unfallversicherung: Private Policen decken meist keine Hilfe auf Baustellen ab
- Versicherungssumme & Meldung: Vor Baubeginn bei der BG BAU anmelden, Helferanzahl und Zeitraum angeben
Auch bei Haftpflichtfragen ist Vorsicht geboten: Wer durch Eigenleistung einen Schaden verursacht (z. B. Wasserschaden durch falsche Abdichtung), haftet – und Versicherungen können sich verweigern, wenn keine fachgerechte Ausführung vorliegt.
Im nächsten Abschnitt fassen wir zusammen, wann Eigenleistung sinnvoll ist – und wann du besser auf Fachbetriebe setzt.
8. Fazit
Eigenleistung kann beim Hausbau eine sinnvolle Möglichkeit sein, Kosten zu sparen und das eigene Zuhause aktiv mitzugestalten. Wer handwerklich geschickt ist, genug Zeit mitbringt und gut vorbereitet ist, kann viele Arbeiten selbst übernehmen – von Malerarbeiten bis zur Dämmung.
Doch es gibt klare Grenzen: Elektrik, Gas, Heizung und statisch relevante Arbeiten gehören in die Hände von Profis. Auch bei der Einschätzung des Aufwands und der Qualität der Ausführung braucht es Ehrlichkeit – sonst wird Selbermachen schnell zur Kostenfalle.
Mit realistischer Planung, rechtlicher Absicherung und einer guten Abstimmung mit Fachbetrieben lässt sich Eigenleistung effektiv und sicher in den Hausbau integrieren. So wird dein Projekt nicht nur günstiger, sondern auch persönlicher.
Im anschließenden FAQ beantworten wir häufige Fragen rund um das Thema Eigenleistung beim Hausbau – kompakt und praxisnah.