1. Einleitung
Die Energiewende macht auch vor den eigenen vier Wänden nicht halt. Immer mehr Hausbesitzer setzen auf erneuerbare Energien – und vor allem auf die Kraft der Sonne. Kein Wunder: Mit Solartechnik lässt sich die Energieversorgung des Hauses deutlich effizienter und nachhaltiger gestalten.
Doch die Auswahl ist groß: Soll es eine Photovoltaikanlage sein, die Strom erzeugt? Oder doch eine Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung? Beide Technologien nutzen Sonnenenergie – verfolgen aber unterschiedliche Ziele und erfordern jeweils andere Voraussetzungen.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Lösung sich für dein Haus am besten eignet, worin die Stärken und Schwächen der beiden Systeme liegen und wann eine Kombination sinnvoll ist. Mit den richtigen Informationen triffst du eine Entscheidung, die nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugt.
2. Was ist Photovoltaik? Was ist Solarthermie?
Auch wenn beide Systeme die kostenlose Sonnenenergie nutzen, verfolgen Photovoltaik und Solarthermie ganz unterschiedliche Ansätze. Während Photovoltaik Sonnenlicht in Strom umwandelt, erzeugt Solarthermie direkt nutzbare Wärme. Beide Technologien haben ihren Platz im modernen Haushalt – je nach Bedarf und Nutzungsschwerpunkt.
Photovoltaik: Strom aus Sonnenlicht
Photovoltaikanlagen bestehen aus Solarzellen, die in Modulen zusammengefasst sind. Diese wandeln Sonnenlicht direkt in Gleichstrom um, der über einen Wechselrichter in nutzbaren Wechselstrom umgewandelt wird. Der erzeugte Strom kann im Haushalt genutzt, in einem Stromspeicher zwischengespeichert oder ins öffentliche Netz eingespeist werden.
- Einsatzbereiche: Haushaltsstrom, E-Auto laden, Stromspeicherung, Netzeinspeisung
- Typisch: Aufdach- oder Indachmontage, Kombination mit Speicher möglich
Solarthermie: Wärme für Wasser und Heizung
Bei der Solarthermie wird Sonnenenergie in thermische Energie (Wärme) umgewandelt. Spezielle Kollektoren auf dem Dach erhitzen eine Trägerflüssigkeit, die die Wärme an einen Wärmetauscher im Pufferspeicher abgibt. Diese gespeicherte Wärme wird dann zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung genutzt.
- Einsatzbereiche: Warmwasserbereitung, Heizungsunterstützung, Schwimmbadheizung
- Typisch: Röhren- oder Flachkollektoren, Kombination mit Gas- oder Pelletheizung
Beide Systeme sind technisch ausgereift und effizient – sie unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Funktion. Ob Strom oder Wärme: Die Entscheidung hängt stark davon ab, wie dein Energiebedarf im Haushalt verteilt ist.
3. Kosten und Wirtschaftlichkeit im Vergleich
Die Entscheidung zwischen Photovoltaik und Solarthermie hängt nicht nur von der Technik, sondern auch von den wirtschaftlichen Aspekten ab. Dabei spielen Anschaffungskosten, laufende Betriebskosten, Fördermöglichkeiten und vor allem das individuelle Einsparpotenzial eine zentrale Rolle.
Anschaffungskosten, Förderung, Betriebskosten
- Photovoltaik: Die Investitionskosten liegen bei etwa 1.200 bis 1.800 € pro kWp (Kilowatt-Peak), je nach Größe und Ausstattung. Ein Stromspeicher erhöht die Investition um etwa 8.000 bis 12.000 €, kann sich aber lohnen. Förderprogramme wie die KfW oder regionale Zuschüsse helfen bei der Finanzierung.
- Solarthermie: Eine Anlage zur Warmwasserbereitung kostet rund 4.000 bis 6.000 €, für Heizungsunterstützung etwa 8.000 bis 12.000 €. Auch hier gibt es Förderungen – etwa vom BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle).
Die Betriebskosten sind bei beiden Systemen gering. PV-Anlagen benötigen kaum Wartung. Bei Solarthermie fallen gelegentliche Wartungsarbeiten und Flüssigkeitswechsel an.
Stromverbrauch vs. Warmwasserbedarf
Photovoltaik lohnt sich besonders, wenn ein hoher Stromverbrauch vorliegt – etwa durch Wärmepumpe, E-Auto oder Homeoffice. Solarthermie hingegen spielt ihre Stärke bei einem hohen Bedarf an Warmwasser oder Heizungsunterstützung aus, etwa in größeren Haushalten oder mit alten Heizsystemen.
Einsparpotenzial und Amortisationszeiten
Photovoltaikanlagen amortisieren sich in der Regel nach etwa 8 bis 12 Jahren, abhängig von Strompreis, Eigenverbrauchsquote und Förderung. Solarthermieanlagen benötigen meist 12 bis 18 Jahre zur vollständigen Amortisation – hier hängt vieles von der Auslegung und dem tatsächlichen Nutzungsverhalten ab.
Langfristig können beide Systeme helfen, Energiekosten zu senken – die größere Unabhängigkeit vom Energiemarkt und die Möglichkeit zur Eigenstromnutzung sprechen jedoch besonders für Photovoltaik, vor allem in Verbindung mit einem Stromspeicher.
4. Welche Voraussetzungen muss mein Haus erfüllen?
Ob Photovoltaik oder Solarthermie – beide Systeme stellen bestimmte bauliche und technische Anforderungen. Eine sorgfältige Planung im Vorfeld ist entscheidend, um die Effizienz zu maximieren und spätere Probleme zu vermeiden.
Dachausrichtung, Neigungswinkel, Verschattung
Der ideale Standort für Solaranlagen ist ein nach Süden ausgerichtetes Dach mit einer Neigung von etwa 30 bis 40 Grad. Auch eine Ost-West-Ausrichtung ist möglich, insbesondere bei hohem Eigenverbrauch über den Tag verteilt. Wichtig ist, dass das Dach möglichst verschattungsfrei ist – Bäume, Nachbargebäude oder Gauben können den Ertrag erheblich mindern.
Platzbedarf und technische Voraussetzungen
Photovoltaikanlagen benötigen für 1 kWp etwa 6–7 m² Dachfläche. Eine typische Anlage mit 8 kWp benötigt also rund 50–60 m². Solarthermie braucht aufgrund des höheren Wirkungsgrads weniger Fläche: Für eine Warmwasseranlage reichen ca. 4–6 m², für eine Anlage mit Heizungsunterstützung etwa 10–15 m².
Zusätzlich wird im Haus Platz für Wechselrichter, Speicher (PV) oder Pufferspeicher (Solarthermie) benötigt. Eine geeignete Heizungsanbindung bzw. Hausinstallation muss vorhanden oder nachrüstbar sein.
Neubau vs. Nachrüstung
Im Neubau lassen sich beide Systeme optimal integrieren – sowohl technisch als auch optisch. Die Dachflächen können gleich passend geplant, Kabelwege vorbereitet und Speicherlösungen eingeplant werden. Bei der Nachrüstung ist eine sorgfältige Bestandsaufnahme nötig. Oft sind kleinere Anpassungen an der Elektrik, Dämmung oder Heiztechnik erforderlich.
Fazit: Je besser die baulichen Voraussetzungen und die Systemplanung, desto höher der Wirkungsgrad und die Rentabilität der Solaranlage – egal ob Strom oder Wärme.
5. Vor- und Nachteile von Photovoltaik
Photovoltaik zählt zu den beliebtesten Solartechnologien für private Haushalte – und das aus gutem Grund. Sie bietet eine hohe Unabhängigkeit vom Energiemarkt, ist vielseitig einsetzbar und dank moderner Technik deutlich effizienter geworden. Dennoch gibt es auch Aspekte, die kritisch betrachtet werden sollten.
Vorteile der Photovoltaik
- Unabhängigkeit vom Stromanbieter: Mit einer eigenen PV-Anlage produzierst du deinen Strom selbst und reduzierst deine Abhängigkeit von steigenden Strompreisen.
- Eigenverbrauch & Speicheroption: Durch die direkte Nutzung deines selbst erzeugten Stroms – z. B. für Haushaltsgeräte, Wärmepumpen oder E-Autos – senkst du deine laufenden Stromkosten erheblich. Mit einem Batteriespeicher lässt sich der Eigenverbrauch weiter steigern.
- Lange Lebensdauer & geringe Wartung: Photovoltaikanlagen sind langlebig (20–30 Jahre) und nahezu wartungsfrei.
- Staatliche Förderung & Einspeisevergütung: Für nicht genutzten Strom erhältst du eine Einspeisevergütung. Zudem gibt es Förderprogramme für Anlage und Speicher.
Nachteile der Photovoltaik
- Keine Stromproduktion bei Dunkelheit: In der Nacht oder bei stark bewölktem Himmel ist die Stromproduktion deutlich reduziert – ein Speicher kann hier helfen, gleicht aber nur begrenzt aus.
- Jahreszeitliche Schwankungen: Im Winter sind die Erträge deutlich geringer als im Sommer – die Planung muss entsprechend angepasst werden.
- Hohe Anfangsinvestition: Die Anschaffungskosten liegen bei mehreren tausend Euro, insbesondere bei größeren Anlagen oder zusätzlichen Speichersystemen.
Insgesamt überzeugt die Photovoltaik besonders durch ihre wirtschaftliche und ökologische Langzeitwirkung. Wer auf Stromautarkie setzt, kommt an dieser Technologie kaum vorbei – vor allem in Verbindung mit Speicher und intelligenter Steuerung.
6. Vor- und Nachteile von Solarthermie
Solarthermie ist eine bewährte Technik zur Nutzung von Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Vor allem in Haushalten mit hohem Wärmebedarf kann sie einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Energiekosten leisten. Doch auch hier gilt: Die Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt, und die Wirtschaftlichkeit hängt stark vom individuellen Verbrauchsverhalten ab.
Vorteile der Solarthermie
- Hoher Wirkungsgrad bei Warmwasser: Solarthermieanlagen können einen großen Teil des jährlichen Warmwasserbedarfs decken – vor allem in den Sommermonaten oft bis zu 100 %.
- Unterstützung der Heizung: Bei größeren Anlagen oder in Kombination mit einem Pufferspeicher lässt sich auch die Raumheizung entlasten, was insbesondere bei Öl- oder Gasheizungen sinnvoll ist.
- Geringer Strombedarf: Die Anlagen selbst benötigen nur wenig elektrische Energie (z. B. für Pumpen), was die Betriebskosten niedrig hält.
Nachteile der Solarthermie
- Begrenzter Nutzen außerhalb der Heizperiode: In der kalten Jahreszeit liefert die Sonne deutlich weniger Energie, wenn gleichzeitig der Wärmebedarf am höchsten ist.
- Wartungsaufwand: Im Vergleich zur Photovoltaik erfordert Solarthermie regelmäßigere Wartung – etwa den Wechsel der Wärmeträgerflüssigkeit, Dichtheitsprüfungen und Kontrolle der Anlage.
- Komplexere Systemintegration: Die Einbindung in bestehende Heizsysteme ist technisch aufwendiger, besonders bei älteren Häusern oder bei fehlendem Pufferspeicher.
Solarthermie ist besonders dann sinnvoll, wenn der Warmwasserbedarf hoch ist und ein geeigneter Speicher vorhanden ist. Für Haushalte mit moderatem Stromverbrauch und konventioneller Heizung kann sie eine sinnvolle Ergänzung sein – als alleinige Lösung jedoch nur begrenzt einsetzbar.
7. Kombination beider Systeme – sinnvoll oder übertrieben?
Photovoltaik und Solarthermie schließen sich nicht aus – im Gegenteil: In bestimmten Fällen kann eine Kombination beider Systeme durchaus sinnvoll sein. Dabei profitieren Hausbesitzer von einer ganzheitlichen Nutzung der Sonnenenergie für Strom und Wärme. Doch nicht immer lohnt sich der doppelte Aufwand.
Hybridlösungen und Kombianlagen
Bei Hybridlösungen werden Photovoltaikmodule und Solarthermiekollektoren gemeinsam auf dem Dach installiert – entweder als getrennte Systeme oder als sogenannte PVT-Kollektoren (Photovoltaik-Thermie). Letztere kombinieren Strom- und Wärmeerzeugung in einem Bauteil und nutzen die Modulrückseite zur Wärmegewinnung.
Der Vorteil: Platzsparend, hohe Gesamteffizienz. Der Nachteil: höhere Anschaffungskosten, komplexere Steuerung und geringere Standardisierung.
Technische Umsetzung und Kosten
Die technische Planung ist bei einer Kombination deutlich anspruchsvoller. Es müssen sowohl Stromkreisläufe als auch hydraulische Komponenten berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden. Hinzu kommt der zusätzliche Platzbedarf im Haus – z. B. für Pufferspeicher, Wechselrichter, Steuertechnik und ggf. Batteriespeicher.
Auch die Kosten steigen entsprechend: Während eine PV- oder Solarthermieanlage allein schon mehrere Tausend Euro kostet, können kombinierte Systeme 20.000 bis 35.000 € und mehr erreichen – abhängig von Größe, Technik und Einbindung.
Für wen sich die Kombination lohnt
- Haushalte mit sehr hohem Energiebedarf für Strom, Warmwasser und Heizung (z. B. große Familien, Homeoffice, Wärmepumpe)
- Neubauten mit gut geplanter Haustechnik und ausreichendem Platzangebot
- Bauherren, die eine maximale Eigenversorgung und langfristige Energiekostensenkung anstreben
Für durchschnittliche Einfamilienhäuser reicht meist die Entscheidung für ein gut dimensioniertes System – PV oder Solarthermie. Eine Kombination ist zwar technisch möglich, aber nur dann wirtschaftlich, wenn Bedarf, Platz und Budget gegeben sind.
8. Fazit
Ob Photovoltaik oder Solarthermie – beide Systeme bieten eine nachhaltige Möglichkeit, Sonnenenergie im eigenen Haus sinnvoll zu nutzen. Welche Technologie die bessere Wahl ist, hängt stark von deinem Energiebedarf, den baulichen Gegebenheiten und deinem Budget ab.
- Photovoltaik ist ideal für Haushalte mit hohem Stromverbrauch, Interesse an Eigenversorgung und dem Wunsch nach langfristiger Strompreisunabhängigkeit – insbesondere in Kombination mit Stromspeicher oder E-Auto.
- Solarthermie eignet sich besonders für Gebäude mit hohem Warmwasserbedarf oder zur Ergänzung konventioneller Heizsysteme – vor allem, wenn keine großen elektrischen Verbraucher vorhanden sind.
Eine Kombination beider Systeme kann sinnvoll sein, ist aber meist nur in größeren oder technisch gut geplanten Neubauten wirtschaftlich tragfähig. In jedem Fall gilt: Die richtige Planung ist entscheidend. Eine fachliche Beratung, die deine individuelle Situation berücksichtigt, ist der Schlüssel zur optimalen Lösung.
Wer in Solartechnik investiert, spart langfristig nicht nur Kosten, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz – und macht sein Zuhause fit für die Zukunft.