Wie du unseriöse Handwerker erkennst und dich vor Baupfusch schützt

Alex 7. April 2025 9 Min. Lesezeit

1. Unseriöse Handwerker erkennen – So schützt du dich vor Baupfusch

Ein Haus zu bauen oder zu sanieren ist für viele eine der größten Investitionen im Leben. Umso ärgerlicher ist es, wenn die beauftragten Handwerker nicht halten, was sie versprechen. Baupfusch, nicht eingehaltene Fristen und unerwartete Mehrkosten sind leider keine Seltenheit. In ganz Deutschland häufen sich die Fälle, in denen Bauherren mit mangelhafter Ausführung, abgebrochenen Projekten oder sogar Betrugsversuchen konfrontiert werden.

Doch woran erkennt man unseriöse Handwerker? Welche Warnzeichen sollte man unbedingt ernst nehmen? Und wie schützt man sich schon im Vorfeld vor finanziellen Schäden und rechtlichem Ärger? Genau darum geht es in diesem Beitrag.

Du erhältst klare Hinweise, wie du unseriöse Anbieter entlarvst, welche Maschen häufig angewendet werden und wie du dich mit dem richtigen Vorgehen effektiv vor Baupfusch schützen kannst.

2. Warnzeichen für unseriöse Handwerker

Unseriöse Handwerker erkennt man oft an bestimmten Verhaltensmustern und Auffälligkeiten – doch nur, wenn man weiß, worauf zu achten ist. Im Folgenden findest du die häufigsten Warnzeichen, die du auf keinen Fall ignorieren solltest.

Keine schriftlichen Verträge

Wenn ein Handwerker auf mündliche Absprachen besteht und keinen klaren Vertrag vorlegen will, ist höchste Vorsicht geboten. Ohne schriftliche Vereinbarungen fehlt dir jede rechtliche Grundlage, um später Ansprüche geltend zu machen – zum Beispiel bei Mängeln oder Terminüberschreitungen.

Unerwartete Vorauszahlungen oder Barzahlung ohne Beleg

Ein weiteres Alarmsignal sind hohe Vorauszahlungen, insbesondere wenn sie in bar und ohne ordentliche Quittung gefordert werden. Seriöse Handwerksbetriebe stellen stets Rechnungen aus und arbeiten mit einem transparenten Zahlungsplan, der an den Baufortschritt gekoppelt ist.

Extrem niedrige Preise im Vergleich zum Markt

Wenn ein Angebot deutlich günstiger ist als andere, solltest du stutzig werden. Dumpingpreise bedeuten oft, dass entweder minderwertige Materialien verwendet oder Leistungen nicht vollständig erbracht werden. In vielen Fällen folgen später Nachforderungen oder Pfusch am Bau.

Keine festen Ansprechpartner oder Firmenadresse

Ein professioneller Betrieb verfügt über eine vollständige Firmenanschrift, eine Website mit Impressum und klare Kontaktmöglichkeiten. Wenn es keine erreichbaren Ansprechpartner gibt oder die Kommunikation nur über Mobilnummern läuft, ist das ein klares Warnzeichen.

Drängen auf schnelle Entscheidung

Wenn du unter Druck gesetzt wirst, sofort zu unterschreiben oder kurzfristig zu bezahlen, solltest du sehr vorsichtig sein. Unseriöse Anbieter nutzen diesen Trick, um spontane und unüberlegte Zusagen zu erzwingen – bevor du dir Vergleichsangebote einholen kannst.

3. Häufige Maschen unseriöser Anbieter

Wer nicht aufpasst, kann unseriösen Handwerkern leicht auf den Leim gehen. Viele schwarze Schafe arbeiten mit immer gleichen Methoden, um Bauherren in finanzielle oder rechtliche Schwierigkeiten zu bringen. Hier sind die häufigsten Maschen im Überblick:

Kostennachforderungen trotz Festpreis

Ein vermeintlich günstiges Angebot mit Festpreisgarantie klingt verlockend – doch nach Projektstart folgen plötzlich Nachforderungen für angeblich nicht eingeplante Leistungen. Wer keinen klar definierten Vertrag vorliegen hat, steht oft unter Druck und zahlt, um Verzögerungen zu vermeiden.

Verschwinden nach Teilzahlung

Eine besonders dreiste Masche: Nach einer ersten Teilzahlung beginnt die Arbeit – doch plötzlich ist der Handwerker nicht mehr erreichbar. Werkzeuge und Materialien bleiben aus, Termine werden verschoben oder einfach ignoriert. Oft wird das Geld nie wieder gesehen.

Pfusch bei Materialien oder Ausführung

Um Zeit und Kosten zu sparen, verwenden unseriöse Handwerker billige Materialien oder arbeiten unsauber. Die Folgen zeigen sich meist erst nach Wochen oder Monaten: Risse in der Wand, undichte Leitungen oder fehlerhafte Installationen. Eine Nachbesserung ist dann oft teuer – oder gar nicht mehr möglich, wenn die Firma nicht mehr auffindbar ist.

Arbeiten ohne Genehmigung oder Versicherung

Ein weiteres Risiko: Arbeiten werden ohne erforderliche Genehmigungen durchgeführt oder der Betrieb verfügt über keine gültige Versicherung. Das kann im schlimmsten Fall zu Bußgeldern, Baustopps oder sogar persönlichen Haftungsrisiken für den Bauherrn führen.

4. So prüfst du, ob ein Handwerker seriös ist

Bevor du einen Handwerker beauftragst, solltest du dir ausreichend Zeit nehmen, um seine Seriosität zu prüfen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit denen du schon im Vorfeld erkennen kannst, ob du es mit einem professionellen Fachbetrieb oder einem potenziellen Risiko zu tun hast.

Firmenname, Steuernummer, Impressum und Handelsregistereintrag

Ein seriöser Handwerksbetrieb tritt unter seinem vollständigen Firmennamen auf, verfügt über eine Steuernummer, ein rechtsgültiges Impressum (bei Onlineauftritt) und ist im Handelsregister eingetragen. Fehlen diese Angaben oder wirken sie unvollständig, solltest du kritisch nachfragen.

Eintrag in die Handwerksrolle

Jeder zugelassene Handwerksbetrieb in Deutschland muss in der Handwerksrolle bei der zuständigen Handwerkskammer eingetragen sein. Dies kannst du problemlos nachprüfen. Der Eintrag ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal und gesetzlich vorgeschrieben.

Bewertungen auf Google, ProvenExpert, Handwerkerportalen

Onlinebewertungen geben dir einen ersten Eindruck über die Zuverlässigkeit, Qualität und Kommunikation eines Betriebs. Achte auf viele authentische Rezensionen, nicht nur auf die Sternebewertung. Auch der Umgang mit Kritik in den Antworten zeigt, wie professionell der Betrieb arbeitet.

Persönliche Empfehlungen und Referenzprojekte

Frage Freunde, Nachbarn oder Kollegen nach ihren Erfahrungen. Persönliche Empfehlungen sind oft die verlässlichste Quelle. Zusätzlich solltest du dir abgeschlossene Projekte zeigen lassen – idealerweise mit Fotos, Kundenfeedback oder Kontakten zu früheren Bauherren.

Baustellenbesichtigung oder Einblick in laufende Projekte

Ein professioneller Handwerker hat kein Problem damit, dir aktuelle oder kürzlich abgeschlossene Baustellen zu zeigen. So kannst du dir ein Bild von der Qualität der Arbeit, der Sauberkeit, Organisation und dem Umgang mit Kunden verschaffen.

5. Vertrags- und Zahlungssicherheit schaffen

Ein klar formulierter Vertrag und ein durchdachter Zahlungsplan sind die wichtigsten Werkzeuge, um dich vor finanziellen Risiken und Streitigkeiten zu schützen. Je präziser die Vereinbarungen sind, desto geringer ist das Risiko, auf Baupfusch oder unseriöse Praktiken hereinzufallen.

Was ein rechtsgültiger Vertrag enthalten muss

Ein rechtsgültiger Bau- oder Handwerkervertrag sollte mindestens folgende Punkte enthalten:

  • Vollständiger Name und Anschrift beider Vertragsparteien
  • Detaillierte Leistungsbeschreibung (Art, Umfang und Qualität der Arbeiten)
  • Start- und Endtermine des Projekts
  • Gesamtpreis bzw. Preiskalkulation (inkl. MwSt.)
  • Zahlungsmodalitäten (z. B. in Etappen oder nach Baufortschritt)
  • Regelung zur Gewährleistung und Nachbesserung
  • Unterschriften beider Parteien

Zahlungsplan nach Baufortschritt

Vermeide Vorauszahlungen ohne Gegenleistung. Ein fairer Zahlungsplan orientiert sich am tatsächlichen Fortschritt der Arbeiten. So wird z. B. ein Teilbetrag nach Abschluss einzelner Bauabschnitte fällig. Das gibt dir die Kontrolle über die Qualität und schützt vor Stillstand nach Teilzahlung.

Sicherheitsleistungen (z. B. Einbehalt oder Bürgschaft)

Eine bewährte Praxis ist es, einen Teilbetrag (z. B. 5–10 %) bis zur vollständigen Abnahme der Arbeiten zurückzubehalten. Alternativ kannst du eine Vertragserfüllungs- oder Gewährleistungsbürgschaft vereinbaren. Diese Maßnahmen sorgen dafür, dass der Handwerker auch bei Mängeln zur Nachbesserung verpflichtet bleibt.

Keine Barzahlungen – auf schriftliche Nachweise bestehen

Barzahlungen sind in der Regel nicht empfehlenswert – schon gar nicht ohne Quittung. Bestehe auf schriftliche Zahlungsnachweise wie Überweisungen, Rechnungen oder Zahlungsbestätigungen. Nur so kannst du im Streitfall nachweisen, was tatsächlich vereinbart und gezahlt wurde.

6. Rechtliche Schritte bei Betrug oder Baupfusch

Wenn trotz aller Vorsicht etwas schiefläuft, ist schnelles und überlegtes Handeln gefragt. Ob mangelhafte Arbeit, ein Baustopp ohne Begründung oder sogar ein kompletter Rückzug des Handwerkers – in solchen Fällen solltest du deine Rechte kennen und gezielt vorgehen.

Was tun bei Mängeln oder abgebrochenen Arbeiten?

Stellst du während oder nach den Arbeiten Mängel fest oder bleibt die Leistung aus, musst du den Handwerker schriftlich zur Nachbesserung auffordern – idealerweise mit Fristsetzung. Kommt er dieser Aufforderung nicht nach, kannst du rechtliche Schritte einleiten oder einen anderen Fachbetrieb mit der Fertigstellung beauftragen.

Beweissicherung durch Fotos oder Gutachter

Dokumentiere alle Mängel und den Bauzustand ausführlich mit Fotos, idealerweise mit Datumsnachweis. Für schwerwiegende Schäden ist es ratsam, einen unabhängigen Bausachverständigen oder Gutachter hinzuzuziehen. Die Dokumentation bildet die Grundlage für spätere Ansprüche auf Nachbesserung oder Schadenersatz.

Wann du einen Anwalt oder die Schlichtungsstelle einschalten solltest

Bleiben Nachbesserungsversuche erfolglos oder verweigert der Handwerker die Kommunikation, solltest du einen Fachanwalt für Baurecht kontaktieren. Alternativ kannst du dich an die Schlichtungsstelle der Handwerkskammer wenden – dort lassen sich viele Konflikte außergerichtlich und kostengünstig lösen.

Möglichkeiten der Mängelbeseitigung, Nachbesserung oder Schadenersatz

Je nach Situation stehen dir unterschiedliche Optionen offen:

  • Nachbesserung: Der Handwerker wird zur Beseitigung der Mängel verpflichtet.
  • Minderung: Du kannst eine Reduzierung der Vergütung verlangen.
  • Selbstvornahme: Du beauftragst eine andere Firma und lässt dem Verursacher die Kosten in Rechnung stellen.
  • Schadenersatz: Bei nachweisbarem Schaden kannst du eine finanzielle Entschädigung einfordern.

Wichtig ist: Lass dich nicht einschüchtern. Bauherren haben umfangreiche Rechte – du musst sie nur kennen und gezielt durchsetzen.

7. Fazit

Die Auswahl des richtigen Handwerkers entscheidet maßgeblich über den Erfolg deines Bau- oder Sanierungsprojekts. Wer unseriösen Anbietern auf den Leim geht, riskiert nicht nur hohe Zusatzkosten, sondern auch langfristige Schäden am Gebäude und viel Stress.

Die wichtigsten Anzeichen unseriöser Anbieter auf einen Blick

  • Keine schriftlichen Verträge oder unklare Vereinbarungen
  • Unerklärlich günstige Preise und intransparente Kostenstruktur
  • Drängen auf schnelle Entscheidungen und hohe Vorauszahlungen
  • Keine festen Ansprechpartner, keine Firmenadresse, keine Referenzen
  • Verweigerung von Einsicht in laufende oder abgeschlossene Projekte

Wie du dich durch Prüfung, Vergleich und vertragliche Absicherung schützt

Wenn du Handwerksbetriebe sorgfältig prüfst, mehrere Angebote vergleichst und auf schriftliche Verträge mit klaren Zahlungsplänen bestehst, kannst du dich wirksam vor Baupfusch und Abzocke schützen. Eine gründliche Vorbereitung zahlt sich immer aus – finanziell und nervlich.

Der Mehrwert seriöser Fachbetriebe – und wo du sie findest

Professionelle Handwerker liefern nicht nur saubere Arbeit, sondern auch Zuverlässigkeit, Verbindlichkeit und langfristige Sicherheit. Du findest sie zum Beispiel über geprüfte Branchenverzeichnisse wie bauprojektportal.de – dort kannst du regionale Fachbetriebe vergleichen und direkt kontaktieren.

Wer klug auswählt, spart sich Ärger – und erhält genau das Ergebnis, das er sich für sein Bauprojekt wünscht.

8. FAQ – Unseriöse Handwerker & Baupfusch

Dokumentiere den Baustopp, setze eine Frist zur Wiederaufnahme der Arbeiten und kontaktiere einen Anwalt für Baurecht. Falls notwendig, kannst du die Arbeiten einem anderen Unternehmen übertragen und die Mehrkosten geltend machen.

Bei Bauleistungen gilt in der Regel eine Gewährleistungsfrist von fünf Jahren ab Abnahme. Innerhalb dieser Zeit kannst du Mängel reklamieren und Nachbesserung verlangen.

Ja. Wenn der Handwerker nicht nachbessert, kannst du auf Schadenersatz klagen oder die Vergütung mindern. Vorher solltest du die Mängel dokumentieren und einen Sachverständigen einschalten.

Bei seriösen Betrieben liegt die Anzahlung meist bei 10–20 %. Höhere Forderungen solltest du nur gegen entsprechende Sicherheiten akzeptieren.

Ja. Die meisten Handwerkskammern bieten eine Schlichtungsstelle zur außergerichtlichen Konfliktlösung zwischen Auftraggeber und Handwerksbetrieb an.

Gefälschte Bewertungen sind oft sehr allgemein oder extrem überschwänglich formuliert. Achte auf detaillierte Erfahrungsberichte und die Reaktion der Firma auf Kritik – das zeigt Authentizität.

Barzahlungen sind rechtlich zulässig, aber ohne Quittung sehr riskant. Für eine saubere Beweislage sind Überweisungen mit Rechnungen immer vorzuziehen.

Ein Gutachter lohnt sich bei Unsicherheiten über die Bauausführung, bei Streitigkeiten oder zur unabhängigen Qualitätskontrolle. Auch zur Beweissicherung bei Mängeln ist er sehr hilfreich.

Prüfe Handwerksbetriebe sorgfältig, verlange Referenzen, arbeite mit schriftlichen Verträgen und vereinbare klare Zahlungspläne. Achte auf Warnsignale wie Zeitdruck, fehlende Dokumente oder unrealistisch günstige Angebote.

Ja. Wenn geförderte Maßnahmen nicht fachgerecht umgesetzt oder nachgewiesen werden, können Fördermittel ganz oder teilweise gestrichen werden. Daher ist eine fachgerechte Ausführung entscheidend.